Trend

Geburt eines Trends

Ausgelöst wurde der momentane Trend nicht zuletzt durch die zahlreichen "In Memoriam" Seiten der Schallplattenindustrie, die damit versuchte, auf verblichene Künstler aufmerksam zu machen, um so den Umsatz entsprechend anzukurbeln. Schon bald wurden erste Stimmen laut, um "digitale Unsterblichkeit für alle!" zu fordern.

Eine der Initiatorinnen über ihre Motivation: "Als die Homepage meines Vaters gelöscht wurde, kam mir das Unabänderliche seines Ablebens erst so richtig zu Bewußtsein, und gleichzeitig fühlte ich tief drinnen, daß ich mich nicht damit abfinden wollte. So begann ich einen Kampf, von dem zwischenzeitlich Millionen von Menschen profitiert haben."

Die Illusion, noch immer mit dem lieben Verstorbenen kommunizieren zu können, wird teuer bezahlt: eigene Agenturen sprießen aus dem Boden, sogenannte Emailbutler, die die Korrespondenz für den Verblichenen in dessen Sinn weiterführen. Die Reaktionen der Angehörigen sind durchaus positiv, was sicher auch darauf zurückzuführen sein mag, daß besonders viele ehemalige Priester und Theologen in diesem neuen Berufsstand zu finden sind. Ihr gottgegebenes Einfühlungsvermögen erleichtert den Hinterbliebenen besonders die erste, peinvolle Zeit nach dem Trauerfall.

Innovative Provider - allen voran DIE NOW - witterten ein todsicheres Geschäft (falls der Ausdruck in diesem Zusammenhang gestattet ist...) und der Erfolg gab ihnen recht. Die Idee schlug ein - ganz so, als hätten die Menschen nur darauf gewartet. Interessierte bekamen schon bald einen kleinen Vorgeschmack auf die Ewigkeit, als sie versuchten, auf die Homepage des Providers DIE NOW – LIVE FOREVER zuzugreifen.

Vorsichtigen Schätzungen zufolge wurde das innovative Unternehmen seither in Millionen von Lebensversicherungspolizzen als Begünstigter eingetragen – die momentan beliebteste Art der Finanzierung.

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