Die Geschichte

 

Aus dem MAGICA-BOOKLET:

MAGICA - die Geschichte

Vor über tausend Jahren verlor der einst mächtige Planet Blessing seine zwei Leben spendenden Sonnen und unzählige Jahrtausende sind inzwischen seit den Tagen der großen Magier vergangen. Eine Expedition  fremdartiger Reisender entdeckte den nun eisbedeckten Himmelskörper, angezogen vom einem unerklärlichen Leuchtfeuer unter der kilometertiefen Eisschicht. Sie fanden die einst händisch aufgezeichneten Chroniken von Blessing in deren bis dahin praktisch unberührtem Grab - so beginnt die Geschichte vom Magica.

Es war eine Ära der Feierlichkeiten. In allen großen Städten dieser Welt wurde das Buch Magica geehrt - und die Zauberer, die die darin enthaltenen Zaubersprüche so weise für das Wohl aller Menschen eingesetzt hatten. Es gab allerdings eine Ausnahme. Wo Gutes gedeiht, ist das Böse nicht weit, und das Böse hat Pläne zum Überleben.

Die Dankesfeiern, die den Wohlstand sichern sollten,  signalisierten den dunklen Mächten von Evilsyde, daß der Zeitpunkt zum Angriff und der endgültigen Eroberung und Zerstörung von Magica gekommen war. Die Zaubersprüche des Buches würden verwendet werden, um alle, die sich Evilsyde nicht anschließen wollten, in Steinstatuen zu verwandeln und ihre Geister nach Otherworld zu senden. Dort würden sie in die Energie umgewandelt werden, die zum Antrieb von Evilsyde benötigt wurde, um so das  Böse für immer  vom Zauberbuch und dessen Beschwörungen unabhängig zu machen.

Während der Vorbereitungen des Festes herrschte größere Sorglosigkeit als sonst und die Vorkehrungen zur  Erhaltung der Sicherheit  waren natürlich verringert.  Obwohl sich beide Parteien in der Schlacht wacker schlugen, siegten schließlich die Mächte der Finsternis, denn ihr Anschlag war gut geplant  und fehlerlos ausgeführt. Nach Überwindung des anfänglichen Widerstandes  stießen sie bis zu dem heiligen Platz vor, wo das Buch Magica aufbewahrt wurde. Die dunklen Mächte besaßen  eine viel schwächere Form der Magie, die  normalerweise gegen die Stärke von Magica nutzlos gewesen wäre. Doch die Unfähigkeit der Zauberer, sich rechtzeitig zu sammeln, führte - zusammen mit der ausgezeichneten Planung sowie der Entschlossenheit der Angreifer - zum Untergang des  Buches und seiner Anhänger.

Der Führer der Revolte war der Hohepriester und Scharfrichter Shadowcast. Seine Gegenwart konnte selbst das schlimmste Kind gehorsam machen und löste große Furcht unter der erwachsenen Bevölkerung aus. Dieser höchst niederträchtige Mann würde nun alle beherrschen und dabei  niemandem gegenüber verantwortlich sein. Seine Herrschaft würde Blessing in ewige Dunkelheit stürzen und den Weg für die Ankunft seines Herren: Astoroth, des Erzherzogs der Hölle, ebnen.

Die Erbeutung Magicas bedeutete allerdings noch nicht, daß Shadowcast sein Ziel erreicht hatte. Er mußte nun den legendären Helden Eriel, Blessings Großen Zauberer, finden und bezwingen. Eriel hatte  Evilsyde wieder und wieder durch seine magisches Wissen und die Zaubersprüche von Magica bezwungen und nun war er das letzte Hindernis auf dem Weg zur totalen Herrschaft.

Eriel hatte sich in Erwartung ewigen Friedens von der Welt zurückgezogen und widmete all seine Energie der Meditation und dem Lob seines Gottes. In letzter Zeit wurde er allerdings in seinen Träumen von vielen Verlockungen heimgesucht. Versprechen von ungeahnten Freuden, von Reichtum und  Macht rasten durch seinen schlafenden Geist. All diese Versuchungen hatte Shadowcast gesandt, in der Hoffnung, so die Konfrontation zwischen diesem beherrschenden Mann und seinen eigenen bösen Mächten vermeiden zu können. Eriel aber hatte diesen Versuchungen widerstanden und war nun vor einer nahe bevorstehenden Gefahr gewarnt. Es gelang ihm durch Anwendung einfacher Zaubersprüche die seine Identität verschleierten, bis auf den heiligen Platz vorzudringen - aber  nur,  um dort entdeckt zu werden, kurz vor seinem Versuch, das Buch Magica zu retten. Allerdings gelang es ihm noch vorher,  sich die allerwichtigste von Magicas Beschwörungen einzuprägen: die Formel zur Rückverwandlung.

Das Dankfest wurde nun dazu verwendet, die Geister nach Otherworld zu überstellen. Die guten Seelen von Blessing wurden nacheinander zu Stein verwandelt und einem gräßlichen Schicksal zugeführt, bis nur noch der edle Eriel übrig war. Das nachfolgende Schauspiel sollte Eriel erniedrigen und gleichzeitig den Mut der feigen Anhänger von Evilsyde heben. Ohne auch nur einen Augenblick die Haltung zu verlieren schwor Eriel, wiederzukehren um Evilsyde für immer zu verbannen. Dann war er verschwunden.

Die Schrecken von Otherworld wurden nun für alle sichtbar, und sie drängten sich zusammen um sich gegenseitig zu trösten. Ungeachtet all der Wehklagen und des Flehens wurden zuerst die Erwachsenen von ihren Kindern getrennt. Danach wurden die Alten weggebracht -  zu einem Platz sehr nahe der Assimilierungskammer. Sie wurden von den monströsen, mißgebildeten Höhlenbewohnern dieses nebelverhangenen Nimmerlands bewacht, die ihrerseits keine Gelegenheit ausließen ihre Gefangenen mit der ständigen  Verheißung von Schmerz und Auslöschung zu plagen. Immer wieder hochlodernde Flammenzungen schossen aus gezackten Bodenspalten und drohten, jeden zu verschlingen, der ihnen im Weg stand. Gequälte Schreie gellten durch die finstere Atmosphäre und entmutigten die vor Entsetzen gelähmten Gefangenen noch mehr. Nur einer schien von all der hervorbrechenden Angst und dem Aufruhr vollkommen unbeeindruckt zu sein. Eriels Stärke und Entschlossenheit beruhigte alsbald die Männer und Frauen die mit ihm  zusammen eingesperrt waren. Als alle ruhiger geworden waren, begann er, sanft, wie ein Erwachsener mit seinen Kindern, zu ihnen zu sprechen. "Vor langer Zeit habt ihr mich damit betraut, das Buch Magica zu beschützen und seinem besonderen Zweck treu zu bleiben. Es muß für Euch den Anschein haben, als ob ich euch im Stich gelassen hätte, als ob wir alle zur Vergessenheit verdammt wären, jedoch:  fürchtet euch nicht! Diese Hölle ist nur eine Prüfung eures Glaubens und eurer Entschlossenheit. Magicas Macht ist nicht im Feuer verschwunden. Am dritten Tag werde ich den Spruch zur Rückverwandlung aussprechen. Wir werden vereint nach Blessing zurückkehren und wir werden, mit Magicas Stärke gewappnet, triumphieren. Viele werden umkommen, aber Magica und unsere Seelen können erst nach drei Tagen zurückverwandelt werden. Faßt Mut, meine Freunde. Der Sieg ist euch gewiß."

Selbst Magie hat ihre Grenzen und der Spruch konnte, wie Eriel seiner Schar erklärte, erst nach einer Wartezeit von zumindest drei Tagen angewandt werden. Ein Drittel der Seelen von Blessing würde in das Kollektiv von Evilsyde eingegliedert werden bevor Eriel mit den Worten der Rückverwandlung Erfolg haben konnte.

Die Alten waren die ersten, die gehen mußten. Rufe der Ermutigung und Hoffnung wurden den Verdammten zugerufen, als sie langsam ihrem Schicksal entgegen trotteten. Einer nach dem anderen wurde in die Assimilierungskammer geworfen, wo ein blendend heller blauer Funke ihr Ende bezeugte. Eriels  Herz wurde schwer vor Reue und  schmerzte bei jedem Aufblitzen des Funkens, er empfand  Schuldgefühl wegen seines Anteils an der Abschlachtung seiner Schützlinge. Wäre er nur nicht so selbstzufrieden geworden. Er, vor allen anderen, hätte diese Tragödie nie geschehen lassen dürfen.

Im Gefängnis, wo die jungen Erwachsenen festgehalten wurden, kam es zu einer Art Revolte. Ein siebzehnjähriger Junge namens Challis drängte seine Mitgefangenen zu einem Aufstand. Diese nutzlose Unterfangen brachte Challis immerhin einen Platz in der Zelle gleich neben jener von Eriel ein. Sein Geschrei und Getobe wurden bald durch Eriels ruhiges Zureden beendet und die beiden begannen eine ernsthafte Unterhaltung. Eriel war bewußt, daß der Moment seiner Assimilierung bevorstand, und er hoffte nur, daß sie nicht vor dem Ende der dreitägigen Wartezeit - ehe die Rückverwandlung stattfinden konnte -  angesetzt war. Shadowcast wollte Eriels Ende persönlich beaufsichtigen, konnte jedoch seine Pflichten auf der Oberfläche von Blessing nicht vernachlässigen, solange noch nicht alles gesichert war. Würde genug Zeit bleiben?

Eriel entdeckte  einige seiner eigenen starken Fähigkeiten in Challis und beschloß, daß das eine Gelegenheit war, die er nicht vorbeigehen lassen dürfe. Also wies er Challis an, allen Zorn aus seinem Geist und allen Haß aus seinem Herzen zu verbannen. Nur der Reine konnte diesen wichtigsten aller Sprüche empfangen und ausführen. Überzeugt, daß der junge Mann bereit war, vereinigte er sich mit seinem Geist und gab ihm diese Worte: “Sanasha Gorath Sollis Arcanna”, Worte, die die Mengen wiederaufleben lassen würden, wenn sie korrekt und zeitgerecht ausgesprochen würden.

Mehr als zwei Tage waren vergangen, bevor Shadowcast schließlich bereit war, nach Otherworld zu kommen, um Eriel seinem Schicksal zu übergeben. Seine Reise durch Otherworld wurde durch etwas begleitet, das man für  Hochrufe hätte halten können, wenn es nicht aus den Mündern völlig unmenschlicher Gestalten und Formen gekommen wäre. Nach seiner Ankunft befahl er den Wachen, ihn direkt zu Eriel zu bringen. Dort angekommen, verkündete er mit großer Befriedigung, daß er Eriels Exekution in wenigen Stunden persönlich überwachen würde. Nebenan tat Challis laut sein Missfallen an dieser Behandlung seines neu entdeckten Helden kund und wurde dafür mit Tritten und Schlägen belohnt, bis er nicht mehr sprechen konnte. Eriels Herz sank. Hatte er Challis falsch eingeschätzt und die Zukunft seines Volkes einem rücksichtslosen Jugendlichen anvertraut? Eriels Gedanken wanderten zu seinen eigenen Jugendtagen zurück. Er war auch ruhelos und verwegen gewesen, war aber dann im Lauf der Zeit  diesen Eigenschaften entwachsen um schließlich der verehrte Führer von Blessing zu werden. Er fragte sich, ob Challis wohl schon die Liebe kennengelernt hatte. Eriel selbst hatte sich von der schönen und unschuldigen Annica abgewandt. Sie war ihm von Geburt an bestimmt, aber seine Liebe zu diesem heiligen Kind  durfte seine Pflichten Blessing und dem Buch gegenüber nicht überschatten.

Eine Stunde blieb noch bis zur Rückverwandlung. Eriels Hoffnungen stiegen. Sicher würde Shadowcast wieder versagen. Aber in dem Moment als dieser Gedanke auftauchte, tat es auch Evilsydes dunkler Führer. Eriel wurde erhobenen Hauptes weggeführt, aber als er an Challis' Zelle vorbeikam, nickte er ihm kaum merkbar zu. Eine Geste, die nicht umsonst sein sollte.  Eriel wurde schließlich in die Assimilierungskammer gebracht und an die kreuzartige Vorrichtung in der Mitte des Raumes gegurtet. Nur Sekunden standen zwischen Wiederauferstehung und Vernichtung. Shadowcast ging zu Eriel, wahrscheinlich um sich noch einmal an seiner alten Nemesis zu weiden. Eriel begrüßte die vergeudete Zeit, aber im letzten Moment schien sich Shadowcast  zu besinnen und erhob seinen Arm als Zeichen  zum Anfang des Endes. Der Arm fiel und Eriel -  mit Knattern und Zischen -  war nicht mehr. Shadowcast und seine Speichellecker brachen in Freudenschreie aus. Niemals wieder würden sie Sklaven sein - nun waren sie die Herren.

Challis hörte die Jubelrufe und wußte, daß Eriel gegangen war, ohne Zeit gefunden zu haben,  den Spruch zu zitieren. Nun lag die Zukunft in seiner Hand. Er hörte das Rasseln von Rüstungen und erkannte, daß sie kamen, um ihn zu holen. Bald erschienen die Wachen und zerrten den um sich schlagenden Challis aus seiner Zelle. Einer der Wächter versetzte ihm einen mächtigen Schlag ins Gesicht und plötzlich verließ ihn all sein Zorn. Er war sich nun gewiß, was zu tun sei. Donner entsteht aus Stille und er würde Donner sein.

Challis wurde in die Kammer gebracht und ans Kreuz gebunden. Shadowcast ging zu ihm und fragte ihn, ob er vor seiner Assimilierung noch irgend etwas zu sagen hätte. Challis lächelte und meinte, das  hätte er. Dann erhob Shadowcast mit einem üblen Lachen seinen Arm und verkündete, daß diese Frage nur ein letzter tödlicher Scherz gewesen war. Jetzt oder nie. Als der Arm zum Signal fiel, schrie Challis den Spruch: “Sanasha Gorath Sollis Arcanna” und wahrlich - die Hölle brach los. Challis und all die guten Leute von Blessing wurden in einem Schwall unglaublich starken Lichtes gebadet. Shadowcast und seine niederträchtige Schar krümmten sich in Agonie in jener Dunkelheit, aus der sie gekommen waren, als das feurige Licht sie fand, zu ihnen floß und jeden Troll, Oger und Wasserspeier einschmolz und so in  schrecklicher Raserei verschlang. Shadowcast hatte sich im letzten auffindbaren dunklen Winkel versteckt und  sah nun das Licht unwiderstehlich auf sich zukriechen. Im letzten Moment bedeckte er seinen Körper mit seinem teuflischen Umhang und murmelte etwas, das wie ein Schwur klang, just als das Licht das Tuch berührte. Die Robe brach in Flammen aus und dann war da plötzlich gar nichts mehr. Sicherlich war auch Shadowcast von den Flammen verschlungen worden! Aber diese Geschichte würde jetzt noch nicht erzählt werden. Nachdem nun alle verbliebenen Bürger von Blessing augenblicklich nach Hause zurückgebracht worden waren, fanden sie sich zwischen tausenden erkennbarer Steinstatuen wieder. Diese Monumente stellten die gefallenen Kameraden dar und würden ein ewiges Mahnmal an die Gefahren des Bösen und die Kraft von Magica darstellen.

Nun kam die Zeit des Klagens. Scheiterhaufen erleuchteten wochenlang den Himmel und Trauergesänge konnten  quer durchs Land gehört werden, noch lange nachdem die Flammen erloschen waren. Als die lange Trauerperiode beendet war, wandten die Bürger und ihr Rat ihre Aufmerksamkeit der Aufgabe zu, einen neuen Führer und Beschützer des wiederhergestellten Buches Magica zu salben. Die Wahl schien einfach. Challis hatte die Bevölkerung und das Buch wiederauferstehen lassen, aber viele bemängelten seine Jugend und seine Unerfahrenheit.

Die Debatte tobte noch als die Zeit der Wahl herankam. Die Kandidaten wurden zum heiligen Platz gerufen. Eloquente Reden wurden für jeden von ihnen gehalten. Nur Challis hatte keinen Fürsprecher und es schien, als würde er übergangen werden. "Will irgend jemand für den Jungen sprechen?", fragte der Rat. Stille folgte und die Richter wendeten sich schließlich um, um ihre Stimmen abzugeben. Da wurde die Stille plötzlich durchbrochen. Eine gutaussehende Frau mit goldenem Haar, das jedoch bereits mit grauen Strähnen durchsetzt war, sprach: "Challis muß erwählt werden. Das ist das Geheimnis das ich all die Jahre in mir getragen habe. Obwohl ich einst von meiner wahren Liebe, Eriel, schroff zurückgewiesen wurde, entstammt unserer kurzen Vereinigung dieser junge Mann, der nun vor Euch steht. Eriel hat nie erfahren daß er diesen freien Geist gezeugt hat, aber er wird durch die Errungenschaften seines Sohnes weiterleben, wenn Ihr ihn nun für geeignet erachtet." So sprach Annica, Challis' Mutter.

Die Entscheidung war nun schnell gefällt. Annicas Offenbarung beseitigte alle Zweifel in den Herzen der Ratsherren, Challis sollte seinem Vater nachfolgen. Evilsyde war besiegt, Shadowcast hoffentlich vernichtet, und Challis war erwählt worden, sein Volk zu führen. Das alte Leben begann wieder, trotz der großen Anzahl an Gefallenen. Aber das Böse stirbt nicht leicht. Shadowcast überlebte wirklich und fuhr unbeirrt in seinen Anstrengungen fort, Blessing herauszufordern und zu erobern. Große Schlachten wurden noch geschlagen. Tapfere Helden zeigten sich den Herausforderungen der Stunde gewachsen und Legenden entstanden. Da war natürlich der unvergeßliche Kampf von Darkpeace als Challis.... Ah! Aber das ist eine andere Geschichte!

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